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Anita Untersiller

Bäuerin reloaded

Gibt man in einer Suchmaschine das Wort Bauer oder auch Bäuerin ein, kommen eine Vielzahl unterschiedlichster Definitionen. Gemeinsam mit den Bildern und Schubladen in unserem Kopf ergibt sich für jeden von uns ein klares Bild, wer oder wie eine Bäuerin sein muss. Ich passte so absolut nicht in das Bild in meinem Kopf.

Vor ein paar Jahren absolvierte ich einen Kurs, „ZAM“, den ich nur jeder jungen Bäuerin oder zukünftigen, nahelegen möchte. Dort war ich eine der jüngsten Teilnehmerinnen, zwischen alles Vollblut – Bäuerinnen.  Zu diesem Zeitpunkt war ich die Frau eines Bauern, aber auch der Beginn meines persönlichen Umdenkens. Warum sehe ich mich selbst nicht als Bäuerin, und was muss sich ändern damit das so ist? Will ich Bäuerin sein?

Mein ALTES Bild einer Bäuerin war: eine Frau, die viel und hart arbeitet, mit Tieren und der Natur. (hauptsächlich Kühe) Doch kam noch einiges dazu, eine Bäuerin ist eine etwas ältere Frau, vielleicht auch „altmodisch“ mit Kopftuch, Gummistiefel, raue Arbeitshände, konservatives Auftreten, …das alles bin ich nicht, und so wollte ich auch bestimmt nicht gesehen werden.

Der nächste Faktor ist auch wie einem die Gesellschaft wahrnimmt. Da gehen die Meinungen auseinander. Für viele bedeutet Bauer sein, gesellschaftlich ganz unten angekommen zu sein. Hier mal einige Aussagen, die ich persönlich an den Kopf geschmissen bekommen habe:

Bäuerin? Von dir hätte ich was Besseres erwartet!“

„Einen Bauern: der sauft, stinkt und dumm ist er sicher auch noch!“

„Bist du zu faul zum Arbeiten, oder hast du Angst, dass du keinen anderen mehr findest, dass du einen Bauern heiratest?“

Die Blicke kann man ja leider nicht in Texte verfassen.

Das alles sind so gar nicht die besten Voraussetzungen, sich in seiner neuen Rolle wohl zu fühlen. Mit dem Wissen aber, dass ich nur mich selbst ändern kann und damit auch die Situation, musste das Bild in meinem Kopf mal gänzlich überarbeitet werden. Also ein reload! Also die Schublade in meinem Kopf ausleeren und mir wieder ein Bild zusammenbauen.

Ich durfte schon die unterschiedlichsten Menschen, Bäuerinnen und Bauern kennenlernen. Alle samt einzigartig, großartig und nette aufgeschlossene Menschen. So vielfältig und wundervoll, mit hohem Bildungsstandard. Ich bin dankbar über jede einzelne neue Bekanntschaft. Egal ob Milchbauern, Acker, Gemüse, Bienen, teilweise auch ganz innovative und „ausgefallene“ Bauern. Vollerwerb oder mit vielen Standbeinen. Aus allen möglichen Berufsgruppen von Handwerken bis hin zu hochrangigen Akademikern:

Aber einiges haben wir alle, in unserem Beruf/-ung gemeinsam:

Wir arbeiten mit viel Herzblut und Leidenschaft, 7 Tage die Woche ohne Sonn- und Feiertag. Wir wahren alte Traditionen, versuchen aber auch dieser schnelllebigen Zeit gerecht zu werden. Große Liebe zu Tier und Natur, ständige Weiterentwicklung, Wissen über Wissen, jeder in seiner Sparte und noch viel viel mehr.

Das Wichtigste: Wir produzieren das was jeder Mensch zum Überleben braucht – unsere Lebensmittel und Rohstoffe.

So unterschiedlich die Hofnamen sind, so unterschiedlich sind auch die jeweiligen Bäuerinnen und Bauern, alt – jung, sportlich – gemütlich, traditionell – futuristisch…

Für mich persönlich gibt es keinen anderen Beruf, der so viel Individualität und Handlungsspielraum hat. Man kann seine ganze Kreativität und Persönlichkeit ausleben und es scheint dabei kaum Grenzen zu geben.

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